Neuerscheinung: Gewalt der Archive. Herausgegeben von Thomas Weitin und Burkhardt Wolf
23. April 2012
Studien zur Kulturgeschichte der Wissensspeicherung. Konstanz: Konstanz University Press, 2012.
Zitation
Archive sind keine neutralen Speicher. Nehmen sie Daten oder Schriftstücke auf, dann um eines Wissens willen, das als politisch, rechtlich oder historiographisch relevant gelten kann. Mit der Archivierung bestimmter Material- und Datenbestände, mit deren Sammlung und Ordnung, wird etliches allererst zugänglich gemacht und alsdann verfügbar gehalten. Im selben Zuge wird jedoch aussortiert. Und auch das, was aufgenommen wurde, bleibt weitgehend unter Verschluss. Archive haben deshalb auf der Ebene der Selektion, der Klassifikation und Disposition eine ebenso konservatorische wie generative Funktion, denen je eine spezifische Gewaltsamkeit eigen ist.
Die Beiträge des Bandes analysieren diese Gewalt in vier Perspektiven: Sie befassen sich mit dem räumlichen Regime von Archiven in Gestalt von Barrieren, Zugangsbeschränkungen und der Prägung kultureller Räume. Sie zeigen, wie Archive politisches Handeln auszurichten und nachträglich zu deuten vermögen. Sie beobachten, inwiefern sich die Konstitution und Revision eines Wissens vom Menschen archivarischen Praktiken verdankt. Und sie untersuchen die spezifischen Doppeloperationen des Archivs – Bewahrung und Zerstörung, Manipulation und Transformation, Distribution und Rekonfiguration – im Spannungsverhältnis von Macht und Gewalt. (Verlag)
Mit Beiträgen u. a. von Ulrike Bergermann, Sergio Corrado, Knut Ebeling, Beate Fricke, Christian Jaser, Sabine Kalff, Gernot Kamecke, Sigrid G. Köhler, Csongor Lorincz, Armin Schäfer, Martin Jörg Schäfer, Henning Teschke, Daniel Tyradellis und Niels Werber.
Rezension
Buch, Blatt und Schmierzettel
Wie zwei gewichtige Publikationen beweisen, hat die derzeitige Kulturwissenschaft ein lebhaftes Interesse an allen möglichen Methoden des Speicherns und Bewahrens. Von Hermann Schlösser
Wiener Zeitung, 24./25. November 2012, S. 35
Prof. Dr. Thomas Weitin ist Juniorprofessor für „Neuere deutsche Literatur im europäischen Kontext“ an der Universität Konstanz und derzeit Kollegiat am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz. Der Exzellenzcluster hat das Erscheinen dieses Buches gefördert.